Vorbericht Nordbayerischer Kurier
Tina Sendel auf Hawaii Riesenaufwand für den Lebenstraum
Die Bayreuther Triathletin Tina Sendel wird am 14. Oktober bei der Ironman-WM auf Hawaii an den Start gehen. Dafür investiert sie nicht nur viel Zeit, sondern auch viel Geld.
Es ist wohl nicht weniger als der Lebenstraum einer jeden ambitionierten Triathletin, einmal an der Ironman-Weltmeisterschaft auf Hawaii teilzunehmen. Ein Teil davon hat sich für Tina Sendel von der Malicrew Bayreuth zwar schon mit der WM-Qualifikation vor einem Jahr erfüllt, als der Wettbewerb nach St. George im US-Bundesstaat Utah verlegt worden war, aber ihr Debüt auf der legendären Strecke bei Kailua-Kona auf Big Island feiert sie nun erst am 14. Oktober, 13 Tage vor ihrem 35. Geburtstag.
Der Aufwand ist natürlich enorm, um sich auf die 3,8 km Schwimmen im Pazifik, sowie 180 km auf dem Rad und einen Marathonlauf in weitgehend schattenloser Landschaft vorzubereiten – aber für Tina Sendel nicht ungewohnt: „Ich trainiere im Grunde das ganze Jahr dafür. Nach einem Wettkampf über die Langdistanz wird es mal zwei Wochen weniger, aber dann geht es auch schon wieder los. Im Oktober und November ist aber normalerweise eher Pause.“ Bei der Dosierung des Programms verlässt sie sich ganz auf ihren Trainer Torben Hoffmeister, den sie schon bei ihrem Triathlon-Einstieg im Jahr 2016 kennengelernt hat. Er betreute damals das Damenteam des SV Bayreuth und war für Team Icehouse in der Regionalliga und 2. Bundesliga aktiv. „Das Pensum ist nicht immer gleich“, erklärt Sendel. „Wenn lange Radeinheiten dabei sind, wird es mehr. Insgesamt sind es wohl 14 bis 30 Stunden pro Woche.“
Das muss die Lehrerin mit einer Dreiviertelstelle an einem Bayreuther Krankenhaus erst einmal mit ihren beruflichen Pflichten unter einen Hut bringen: „Die Zeit für die Reisen zu Wettkämpfen arbeite ich vorher und nachher rein.“ Spielraum für einen anschließenden Urlaub auf Hawaii – wenn man schon mal da ist – bleibt da während der Schulzeit nicht: „Zusammen mit meinem Freund reisen wir an diesem Samstag an. Das gibt immerhin eine Woche, um die Zeitumstellung zu verarbeiten und sich zu akklimatisieren. Nach dem Wettkampf geht es aber zeitnah wieder zurück.“ Nebenbei betreibt Sendel auch noch ein Kleingewerbe für sportliche Beratung (beispielsweise bei Laufgruppen), ist ehrenamtlich in der Nachwuchsarbeit ihres Vereins tätig und kümmert sich um soziale Projekte wie einen Schwimmkurs für Flüchtlinge: „Ja, das erfordert schon viel Organisation und Planung.“
Doch der zeitliche Aufwand ist nur ein Aspekt bei der Verwirklichung des Hawaii-Traums. Ebenso wenig alltäglich isst der finanzielle: „Allein die Startgebühr kostet 1500 Euro“, erklärt Sendel. „Der Flug für uns beide macht 4700 Euro, das Fahrrad kommt noch dazu. Und dann natürlich die Unterkunft.“ Und etwas essen muss man ja auch noch: „Wie man hört, macht sich da auch die Inflation bemerkbar. Für eine Pizza Margherita muss man angeblich um die 30 Dollar rechnen.“ Ein paar lokale Sponsoren können das nicht auffangen: „Aber für diese Unterstützung bin ich wirklich überaus dankbar.“
Bei so viel Vorbereitung wäre es natürlich überaus traurig, wenn ein Missgeschick kurzfristig alles zunichte macht. Und tatsächlich: Am Mittwoch lag Tina Sendel mit einer Erkältung im Bett: „Ich habe schon nachgefragt, ob ich den Flug stornieren könnte. Dank einer entsprechenden Versicherung wäre das gegangen.“ Am Donnerstag ging es ihr aber schon wieder so viel besser, dass sie das Abenteuer in Angriff nehmen will: „Auf dem Flug werde ich eine Maske tragen, und bis zum Wettkampf bleibt dann ja noch eine Woche.“
Einen ähnlichen Schreck hatte die Bayreutherin schon im vergangenen Jahr vor der WM in Utah bekommen: Fünf Wochen zuvor war ein Covid-Test positiv ausgefallen. Obwohl die Vorbereitung damals entsprechend durcheinander geriet, konnte sich das Ergebnis dann aber doch sehen lassen: Tina Sendel kam nach 10:41:18 Stunden ins Ziel und erreichte damit in ihrer Altersklasse 30 bis 34 einen starken fünften Platz. Diesmal gehört sie übrigens schon der Klasse ab 35 Jahre an, weil der Jahrgang entscheidet und nicht das Geburtsdatum. Dort ist sie nun eine der Jüngsten, aber das ändert für sie an der Ausgangslage nichts: „Man kann wohl sagen, dass diese beiden Altersklassen die leistungsstärksten sind.“
Auf ein konkretes Ziel in Form einer Platzierung oder Zeit will sich Tina Sendel aber ohnehin nicht festlegen: „Auf einer Langdistanz ist das grundsätzlich schwer zu sagen – dafür kann einfach zu viel passieren, von Magenbeschwerden bis zum Defekt am Fahrrad. Ich bin schon erst einmal froh, wenn ich gesund am Start stehe, und dann geht es hauptsächlich darum, überhaupt anzukommen. Ich hoffe einfach, mein Bestes geben zu können – wenn man schon so lange darauf hingearbeitet hat!“
Bericht inbayreuth
Lebenstraum erfüllt: Tina Sendel aus Bayreuth finisht beim Ironman Hawaii
BAYREUTH. Dass Bayreuth und der Triathlonsport in der Vergangenheit oft im gleichen Zusammenhang genannt werden, ist der Weltklasse-Triathletin Anne Haug zu verdanken. In deren Windschatten hat sich mit Tina Sendel eine weitere Athletin aus Bayreuth in diesem Sport profiliert.
Beim Ironman Hawaii am vergangenen Samstag, dem Mekka der Triathleten weltweit, erlebte Sendel ihren vorläufigen Höhepunkt. Sie finishte in etwas über 10 Stunden Gesamtzeit und erfüllte sich damit einen Lebenstraum.
Platz 74 unter 2.055 Teilnehmerinnen, sogar Platz 8 von 264 in ihrer Altersklasse der 35- bis 39-Jährigen – das Hawaii-Debüt für die Bayreuther Triathletin Tina Sendel nach 3,8 Kilometern Schwimmen, 180 Kilometern Radfahren und 42,192 Kilometern Laufen ließt sich beeindruckend. Nach 10 Stunden, einer Minute und 11 Sekunden war Sendel am Ziel.
„Erstmal bin ich immer noch super geflasht und glücklich mit meinem Finish“, teilt Sendel von Hawaii aus nur kurze Zeit nach ihrem Zieleinlauf in Richtung Heimat mit. Denn: „Ich kann nach solch einem Wettkampf nicht schlafen und muss erstmal meine Gedanken und Gefühle ordnen.“
Der erste Ironman war es für Sendel, die kommende Woche ihren 35. Geburtstag feiern nicht – jedoch der eindrucksvollste. „Die ersten 100 Meter beim Schwimmen waren hart, da gab es nur Schläge von allen Seiten.“ Die Radstrecke im Anschluss sei teilweise sehr einsam gewesen. „Ich konnte auf dem Highway kilometerweit weit kucken. Ich habe niemanden teilweise gesehen.“
Den Abschluss bildete der Marathon. „Noch nie so einen harten Marathon gehabt“, resümiert Sendel, die teilweise gehen und joggen musste. „Es war emotional heftig und im Ziel mit den Kräften am Ende.“
„Ich habe mir einfach einen Traum erfüllt auf den ich 5 Jahre wirklich hart trainiert habe, auf vieles verzichtet habe und diszipliniert fast jede Trainingseinheit von meinem Trainer durchgezogen habe“, sagt Sendel stolz. Die Trainingseinheiten ihres Coachs haben sich dabei in der Regel zwischen 14 und 30 Stunden Sport in der Woche bewegt. Dieses Pensum dürfte kurzfristig gegen Null gehen, wenn man Sendels Ankündigung Glauben schenkt. „Jetzt wird erstmal erholt, gefeiert und das Leben in vollen Zügen genossen.“