690km – 9800hm – 43h Fahrtzeit

Tag 0: 29.05.2020 Bahnfahrt von Bayreuth nach Füssen

Am Freitag beginnt unser Abenteuer Trans Bavaria – mit dem MTB von Füssen nach Bayreuth. Wir wollen aber nicht direkt auf Radwegen zurückfahren, sondern vor allem auf MTB und Wanderwegen. Deshalb war uns vorab schon ein bisschen mulmig. Denn wir waren uns nicht sicher, ob wir die vorher festgelegten Zielorte immer bei Tageslicht bzw. überhaupt erreichen werden. Um das aber herauszufinden, begaben wir uns auf die Reise ? Alle Vorbereitungen waren getroffen: Bike-Pack-Liste abgehakt, Fahrräder wurden noch einmal von den Top Jungs vom Hoyler-Team durchgecheckt und gutes Wetter war auch bestellt.

Die Route (Deutschland Trail Teil I) fand ich in einer alten MTB Zeitschrift. GPX Dateien konnte man auf der Homepage runterladen.

Die Auftakttour war easy: Vom Füssener Bahnhof zu unserer ersten Unterkunft nach Hohenschwangau. Die Gegend der König-Ludwig Märchenschlösser war ein guter Start für unser Abenteuer. Gestärkt mit einem Schweinshaxn al dente und einen kleinen Aperol Spritz mussten wir so also nur noch einmal schlafen!

Tag 1: Füssen bis Fuchstal

Das war schon mal ein harter Brocken. Zwei steile Anstiege mit Schiebepassagen zu den Gipfeln Wolfskopf und Niederen Bleich (beide auf ca. 1600m) brachten uns schnell auf über 1000hm. Dafür belohnten wir uns mit einem Eintrag ins Gipfelbuch. Vom Gipfelkreuz hinab waren die technischen Spitzkehren in den Wald und die verblockten Abschnitte sehr anspruchsvoll. So kamen wir nur langsam vorwärts, getreu nach dem Motto: „Wer sein Fahrrad liebt, der schiebt!“ Dafür konnten wir ein paar Fotos machen und die herrliche Aussicht genießen. Nach einer Schotterstraße weiter zur Saulochhütte, folgte der gleichnamige Saulochtrail (Ein wurzeliger, aber bis auf wenige kleine Stücke gut fahrbarer Wald-Trail) bis zur Königsstraße. An der imposanten Wieskirche vorbei schießt man auf dem Radweg nach Schongau mit Trail-Abstecher hinter der Lechbrücke südlich von Peiting (Tolle Einkehr auf dem Markplatz im Cafe Central). Auf dem Lech Höhenweg erwarteten uns wieder super Trails, die zwar für uns teils wieder sehr schwer fahrbar waren. Wir kamen aber locker vor Sonnenuntergang nach 5,5h reiner Fahrtzeit, 82km und 1700hm in unserer zweiten Unterkunft in Fuchstal (Boarding House Hohenwirt) an. Die sehr nette Hauswirtin und ihr Mann/Koch, der aussah wie der Besitzer vom Plectrum, begrüßten uns in dem familiär geführten Hotel. Unsere Energiespeicher konnten wir dann auch gleich bei einem gut deutschen Essen auffüllen.

Tag 2: Fuchstal bis Augsburg

Weiter geht’s in nördliche Richtung am Lech auf dem wunderschönen Höhenweg entlang: erst auf Schotter, dann auf kurvigen Wald-Trails. Auf der romantischen Straße geht’s an den Staustufen vorbei und am Wasserkraftwerk Unterbergen biegt die Route gen Westen ab. Über Oberottmarshausen und Wehringen erreicht man die Westlichen Wälder von Augsburg.  In Wehringen angekommen konnten wir jedoch leider keinen Biergarten finden. Eine Frau bei einem Bauernhof-Eierautomaten lotste uns dann nach Großaitingen in einen „großen“ Biergarten (Landgasthof zum Grünen Kranz). Super nett und leckeres Essen!

In Augsburg angekommen ging es noch 7km entlang der Wertach durch die Innenstadt zu unserer Low Budget Unterkunft (City Hostel). Wie der Name schon sagt, war die Lage sehr zentrumsnah. In einer leckeren Pizzeria (Trattoria Crudo) bestellten wir reichlich Pizza, so dass wir auch für den nächsten Morgen zum Frühstück noch ein paar Reste futtern konnten. (Im Hostel gab es aufgrund Corona kein Frühstück). Nach einem kleinen Spaziergang durch die schöne Altstadt tranken wir noch einen Cocktail auf dem Rathausplatz, wo sich sehr viele Menschen tummelten. Das war für uns in der momentanen Zeit sehr ungewöhnlich und auch ein bisschen komisch. Ein toller zweiter Tag mit 92km, 700hm und wieder 5,5h Fahrtzeit ging somit zu Ende.

Tag 3: Augsburg bis Eichstätt

Früh los, da lange Etappe und ohne Frühstück. Das war klar, dass das nicht lange gut geht. Nach einer Stunde machten wir hinter der A8 am Schuttberg vorbei im Wald ein kleines Reste-Picknick. Zwischen Miedering und Affing fanden wir viele flowige Trails sowie Schotterpisten bis Pöttmes. Im Donautal konnten wir anschließend schnelle 25 „Überbrückungskm“ bis zu unserer Mittagspause in Neuburg sammeln. Auf dem Ur Donautal Steig folgten aber dann schon wieder herrliche Trails zu den Felsnadeln Aicha und Konstein! In Dollnstein gab es bei einem Cafe (Zur Post) beim Kanuverleih an der Altmühl einen lecker Käsekuchen und eine klitzekleine Abkühlung in der Altmühl (Auch beim Schwimmen ist Vorsicht geboten, weil diesmal kreuzte meinem Schwimmweg eine Schlange, die sich gemütlich durch den Fluss schlängelte). 200m reichen ja auch erstmal in dem kühlen Nass. Ein ca. 1,5 Jähriger Junge namens Basti unterhielt uns auch ganz gut am Steg und eine Schwimmuhr wird wohl sein nächstes Geburtstagsgeschenk werden! Jetzt ging es nur noch auf dem Altmühltaler Radweg Richtung Wasserzell nahe Eichstätt in unsere nächste Unterkunft: Hotel Schwaiger, neu renoviert inkl. mega Gartenschlauch (Luxtools) zum Säubern unserer Räder. Zum Essen verschlug es uns in einen netten Biergarten um die Ecke: Hirschenwirt. Dort unterhielten wir uns ganz nett mit einem älteren Ehepaar, wo der Mann sehr viel über seine Arbeit und seine Hobbies (Radtouren, die Almühtalter Heimat und dem Segelfiegen) berichtete.

Heute waren auf unserem Tageskonto:115km, 1400hm und knapp 8h Fahrtzeit

Tag 4: Eichstätt bis Kehlheim

Beim Frühstück hatten wir wieder eine nette und lange Unterhaltung mit der Bedienung, die sich nun für nächstes Jahr bei einen 4km Trailrun anmelden möchte. Auch ein kleiner Stopp in einer Fahrradwerkstatt (Nikos Bremsbelege waren durch und ich habe eine Schraube an der Sattelklemme nicht mehr fest bekommen) verzögerte unseren Tourenstart etwas. Zunächst führte uns der Weg zum Glück am Fluss entlang, so dass wir etwas Strecke machten. Danach ging es auf dem Altmühl Panoramoweg! Uns erwartete eine hammer Landschaft! Hinter Arnsberg geht es steil zu einer Felsnadel hinauf, dann auf flowigen WaldTrails nach Böhming hinunter. Leider hatte ich mal wieder zu viel Respekt vor einem kleinen Stein auf einem sehr sehr schmalen Weg. Rechts Abhang… Und was passierte über Stein gerollt nach rechts abgebogen, rechts ausgeklickt und Balance verloren. So lag ich im Abhang mit meinem Bike. Aber kein „Schlüsselbeinbruch“, sondern nur ein paar blaue Flecken und Schulterschmerzen. Also weiter geht’s ? Hinter Kinding sammelten wir wieder ein paar Höhenmeter, dann über einen stufigen Trail durch ein Felsentor, über die Kratzmühle zu dem bekannten See aus unserem Sommerurlaub. Dort im Restaurant speisten wir lecker und gönnten uns eine etwas längere Pause am Seeufer. Da es mit der Zeit etwas knapp wurde kürzten wir ein bisschen über den Altmühlradweg ab und kehrten nur bei Untereggersberg nach Riedenberg in eine paar Trails ein. Am Radweg konnten wir dann aber noch super tolle Ortschaften wie zum Beispiel Essing entdecken. In Kehlheim angekommen bat die Befreiungshalle und der Sonnenuntergang in unserem Biergarten gleich neben unserer Unterkunft reichlich an Fotomaterial.

Die ***Pension Carlbauer war ein absolutes Highlight, wo Niko auch zufälligerweise einen alten und sehr netten Bekannten Alex traf. Auch beim Fahrrad putzen machte man Bekanntschaft mit einem echt pfiffigen Jungen mit seinem Großvater+Kumpel.

Insgesamt sammelten wir wieder 100km, 1400hm und 6h Fahrtzeit

Tag 5: Kehlheim bis Wackersdorf.

Trails pur – ein munteres Auf und Ab oder All or nothing. Häufig entlang des Jurasteigs – falls dieser jedoch zu flach verläuft, fand unsere vorgegebene Route eine ansteigende Alternative an Waldrücken oder Wiesenpfaden. Ein absolutes Highlight war die Donauüberquerung per Mattinger-Fähre mit einem sehr netten Captain. In den Mattingern Hänge folgten spaßige Wurzelwege, ehe man in Alling ins Laabertal einbiegt. Hinter Eilsbrunn folgt man kurz den Katzenpfotenweg und erreicht bald Etterzhausen. Verschlungene Trails kurven nun durch das Naabtal. Leider kamen erste Anzeichen eines Wetterumschwungs mit zwei Regentropfen. Deswegen machten wir in Pielenhofen lieber mal mit einem lecker Flammkuchen im Kloster-Biergarten unseren Mittagsstopp. Das Wetter stabilisierte sich und so konnten wir weitere Highlights auf unserer Tour richtig genießen u.a. ein Zoigl in Kallmünz (hübscher Ort).

In Kallmünz kürzten wir die Tour wieder ein wenig ab und navigierten über Maxhütte-Haidhof vor allem auf Wald- und Schotterwegen zum Steinberger See. Dort kühlten wir uns noch einmal ab und genossen den Sonnenuntergang am See.

Nun war unsere Unterkunft nicht mehr weit entfernt, so dass wir die letzten 5km in die Rathausstuben rollten. Der Hotelbesitzer und die nette Bedienung am Abend versorgten uns mit einem Gartenschlauch und einem leckeren Abendessen. Nach dem 5. Tag und schon einigen Stunden auf dem Sattel (Heute: 101km, 2000hm und über 7h Fahrtzeit) merkte man dann doch die ersten Anzeichen von Popo-Schmerzen. Daher steht auf einer MTB-Gepäckliste immer eine Gesäßcreme. Unsere von neprosport machte einen sehr guten Job!

Tag 6: Wackersdorf bis Etzenricht bei Weiden.

Zunächst fuhren wir flache Schotterwege über Schwandorf an der Naab gen Norden bis Schwarzenfeld. Ein Wiesenweg einer Bahntrasse (gefährlicher Übergang einer 3-bahnigen Zugspur) führte uns bis nach Nabburg. Vom Pfreimd kurven Wald- und Schotterwege am Flüsschen entlang bis Trausnitz. Dort kehrten wir in einen sehr gemütlichen Dorfladen ein, um die aufziehenden Regenwolken abzuwarten. Folgender Spruch an der Wand: „Wenn jeder Mensch auf der Welt nur einen einzigen anderen Menschen glücklich machte, wäre die ganze Welt glücklich“.  So ist es wohl ? An einem Stausee wechselt man auf die andere Uferseite und folgt dem Fluss weiter bis Tanzmühle. Das ständige Auf und Ab über die vom leichten Regen rutschigen Trails forderten uns ganz schön. Am Goldsteig angelangt kam erstmal bei Wittschau eine lange Abfahrt, ehe man sich bei Burg Leuchtenberg wieder hinauf zur Burg kämpfte. Von dort aus rollten wir dann nur noch nach Etzenricht bei Weiden in unsere Unterkunft. Diesmal sogar schon um halb 4, damit wir den Regen um 16 Uhr ebenfalls wieder verpassten. Im Gasthof Riebel gab es dann ein super Essen vom Hauschef und wir konnten unsere Energiespeicher von 75 km, 1200 hm und knapp 5h Fahrtzeit wieder befüllen.

Tag 7: Etzenricht bis Bayreuth

Heute erwartet uns unsere letzte Etappe, die in der Beschreibung als absolutes Highlight beschrieben wurde. Da wir aber auch noch nach Hause fahren wollten, sammelten wir noch einige Zusatzkm. In der Oberpfalz fuhren wir zunächst durch Weiden bis nach Neustadt an der Waldnaab. Hier kurberlt man sich hinauf zum Goldsteig warm, dann schließen sich viele Weglein durch das wilde Waldnaabtal an. Einmalig sind die Granitblöcke, die groß wie Hochhäuser in den Himmel ragen. In Falkenberg machten wir kurz Rast. Eigentlich wollten wir zu dem bekannten Zoigl-Wirt. Dieser hatte aber leider aufgrund von Corona geschlossen. Ein neprosport Riegel und ein Brot vom Frühstück schmeckten auch lecker und so hatten wir noch genügend Energie für die Route durch das Seenlabyrinth südlich von Wiesau. In Friedenfels kehrten wir dann in die Schlossbrauerei ein. Dort begenete uns Olaf ein Frischling. Ein „Finderkind“ bei der Jagd von der dortigen Baronfamilie, die ebenfalls im Restaurant speiste. Sehr süß. Nach der Mittagspause und der guten Unterhaltung von Olaf begann leider doch der Regen. So kamen dann auch unsere Regenjacke und -hose noch auf unserem Abenteuer zum Einsatz. Im Navigationsgerät gaben wir den schnellstmöglichen Weg nach Bayreuth ein und düsten die restlichen 50km möglichst flott nach Hause. Denn dort warten unsere Freunden Gü und Markus zu einem lustigen Schafkopfabend (bzw. Nacht). Eine gute Regeneration in guter Gesellschaft ist einfach wichtig ?

Nach 112km, 1400hm und knapp 7h Fahrtzeit kamen wir um 18 Uhr in Bayreuth an.

Fazit:

  • Strecke: abwechslungsreich, leichte – anspruchsvolle Trails, flach – steil – wellig, verschiedene Wege (fast nie auf der Straße und wenig geteerte Wege)
  • Landschaft: ebenfalls abwechslungsreich – es wurde einem nie langweilig
  • Unterkünfte: bis auf Augsburg, wunderschöne und liebevolle Pensionen (Top 4: Pension Carlbauer in Kehlheim, Rathausstuben in Wackersdorf, Hotel Schweiger in Wasserzell, Gasthof Riebel in Etzenricht)
  • Eine gute Vorbereitung ist die halbe Miete: Bike-Checkliste, Neprosport Riegel und PopoCreme und ganz wichtig Bike Check bei den Hoyler Jungs
  • Vorab Wetterprognosen checken
  • Und das wichtigste eine gute Begleitung! Danke Niko für die wundervolle Zeit

Bilder folgen, weil wir jetzt noch einen Kurzurlaub auf Rügen mit Freunden machen 🙂

Bilder

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