Soooo, wo soll ich anfangen? Es war mal wieder ein grandioses Erlebnis. Und wenn man danach so ins Überlegen kommt, denkt man sich WOW Weltmeisterschaft. Früher als Kind gab es für mich nur die Fußball WM und die hat mich dieses Jahr absolut gar nicht interessiert (Ich fand es nur toll, dass so eine sympathische Mannschaft wie Kroatien ins Finale gekommen ist). Aber damals dachte ich immer eine WM ist das Größte, was sich ein Sportler überhaupt vorstellen kann.. Und jetzt steh ich da und mach bei einer Triathlon WM Langdistanz in Dänemark mit! Wooohooo.. Da läuft mir jetzt schon wieder die Gänsehaut herunter… Aufregend, aber vor allem hatte ich auch Angst:

  1. Ich bin die kleine Tina aus Bayreuth
  2. Ich mache noch nicht so lange Triathlon (2016)
  3. Ich konnte seit April das Laufen nicht trainieren (Entzündung im Knie)
  4. Mein letzter 30km Lauf war im Mai 2017 sonst war ich deutlich drunter
  5. Durch Umplanungen konnte ich erst am Donnerstag auf Freitag Nacht anreisen und hatte deshalb viel Stress und sehr wenig Schlaf
  6. Bei so wichtigen Starts hab ich sowieso immer Angst

Wie schon oben erwähnt, fuhren wir am Donnerstag um 12 Uhr nachts aus Bayreuth los (Danke Papa, dass du die ganze Nacht durchgefahren bist). D.h. aber auch, dass wir den ganzen Freitag mit der Vorbereitung für den Wettkampf starten konnten. Registration, Check-In, Wettkampfbesprechung. Lief alles sehr gut und so konnte ich trotz Aufregung ausnahmsweise die Nacht vor dem Wettkampf sehr gut schlafen.

Samstag 4:30 Uhr klingelte dann aber auch schon wieder der Wecker! Puh und heute soll ich also bei einer WM teilnehmen-  eine Strecke, die ich noch nie am Stück bewältigt hatte. Die Ankunft in der Wechselzone 1 war etwas problematisch: Zu wenig Pumpen und zu wenig Klos. Ansonsten muss ich sagen war der Wettkampf super organisiert, tolle Strecken(-verhältnisse) und beim Laufen eine super Stimmung.

Um 7:31 Uhr fiel dann der Startschuss für die Agegrouper Frauen.

3km Schwimmen: Wie immer fiel der Startschuss viel zu plötzlich und ich verpasste das Losschwimmen. Naja auf geht’s… Ein Geprügel ohne Ende und irgendwie wollte es sich auch noch nicht so wirklich entzerren. Nach dem Australian Exit bei der Hälfte, überholten wir dann auch die langsamen Männer und es wurde nicht einfacher. Das salzige Wasser hingegen machte mir sehr wenig aus. Nach 51 Minuten kam ich so aus dem Wasser und konnte relativ zufrieden sein, denke aber, dass nach dem Wintertraining noch mehr drin gewesen wäre…

Wechsel 1: Wo ist mein Beutel? Wir konnten unsere Beutel nicht selbst auf den Ständer hängen. Deshalb musste ich erstmal suchen… So ein Mist: Wo ist die Nummer 5480? Und vor lauter Sauchen,hab ich auch noch vergessen meinen Neo aufzumachen! Ohweh, das geht ja schon gut los… Man merkt doch ein bisschen die Aufregung (Brustgurt hab ich auch noch vergessen vor dem Rennen ranzumachen). So Beutel gefunden, jetzt aber schnell.. Brr.. ohne Neo richtig frisch… Leider war es bewölkt und hatte nur 15 Grad.

Rad: Auch das Radfahren fiel mir erst ein bisschen schwer. Auf den ersten 30km dachte ich irgendwie, dass durch die kalte Hose mein Oberschenkel noch eingefroren war. Danach lief es besser und ich konzentrierte mich auf die Strecke. Gott sei Dank war der Wind erträglich und die flache 120km-Strecke flutschten dann mit durchschnittlich 34,5km/h. Zum Ende hin wollte ich mir jedoch noch ein paar Körner aufheben und nahm ein bisschen Tempo raus. (Und ganz wichtig… Ich muss an der Verpflegungsstelle noch eine Trinkflasche als Erinnerung mitnehmen. Alles gut funktioniert: Keine Panne, gutes Rad (Danke Max Fischer von hoyler.bike), gutes Bikefitting (Danke Jürgen Schulz aus Neuenmarkt) und dann doch noch einigermaßen gute Beine.

Wechsel 2: Sehr lustig. Wir fuhren ins Parkhaus… Dort befand sich Wechselzone 2. Dieser Wechsel klappte wie am Schnürchen und ich benötigte nicht mal meinen Schuhlöffel, den ich mir eingepackt habe. Und ab auf die Strecke, wo mich meine Eltern und mein Bruder wieder tatkräftig anfeuerten.

Lauf: Uhh, läuft.. und zwar wirklich gut und es machte Spaß. Eine Frau nach der anderen sammelte ich ein und lief sogar mal auf Platz 10 vor. Meine Taktik 3 Runden unter 4:30min/km bleiben und dann in der letzten Runde nochmal so richtig Gas geben. Ja das mit dem Gasgeben hab ich irgendwie verpasst und die letzten 5km passierte mir etwas, was ich noch nie erlebt hatte: Ich sah Sternchen, bekam einen Krampf im Kiefer und ich war irgendwie im Tunnel. Meine Beine waren einigermaßen ok und auch von der Luft her ging es… Es war einfach nur Erschöpfung, die wahnsinnig plötzlich kam… Eigentlich habe ich mich doch gut gefühlt! So ein Mist, jetzt schaff ich das aber auch noch und so kämpfte ich mich irgendwie durch. Leider wurde ich auf den letzten 2km überholt und die Top10 Platzierung war weg. Ich habe wirklich alles gegeben und war dann überglücklich die letzten 500m zu laufen, es einfach genießen, die Stimmung aufzunehmen und dann mit einer Deutschlandfahne über die Ziellinie laufen! Einfach ein großartiges Gefühl.

After race: Nach der Euphorie dachte ich dann erstmal: Puh ist mir schlecht, dann ich brauch ne Massage (hoffentlich trügt der Schein nicht und mein Knie hält weiterhin.- meistens kam der Schmerz erst in der Erholungsphase) und dann kam nochmal: Boah, geiler Scheiß ich habe ne WM LANGDISTANZ gefinisht. Nach einer Stunde Regeneration, checkte ich mein Bike aus und meine Familie und ich hatten noch einen Tag Erholung in Dänemark. Was für ein Tag, was für ein Rennen, was für eine WM für die kleine Tina aus Bayreuth!

Ergebnis: 2. Deutsche, 5. Platz AK 30-34, 12. Platz Frauen gesamt. Zeit: 6:47:03

Und wie immer möchte ich bei allen bedanken, die an mich gedacht habe, mir die Daumen gedrückt haben und mich unterstützt haben! Danke auch an meinen Schatz Niko, der mit seiner Schulmannschaft (Flo H. und Moritz D.) beim Lehrermarathon den 1. Platz in der Berufsschulen gemacht hat und von dort aus mit mir gefiebert haben (sogar telefonisch). Leider konnte er deswegen nicht dabei sein, aber die Vorarbeit  u.a. mit Auto ummelden, jeden Morgen Frühstück machen und einfach die Unterstützung und Liebe an jedem einzelnen Tag hat mir so sehr geholfen!

Meinen Eltern, die die lange und anstrengende Reise mit mir gemacht haben und meinen Bruder für die tolle Facebookarbeit und Unterstützung.  

Danke an NKD, Lehen Eventgastronomie, Gasthof Ruckriegel, Norbert Köhler von der Fahrschule Pöhlmann, mein Ansprechpartner von meinen Versicherungen Harry Prell, Beschriftungen Sturm für den schönen „Sendel“ Aufdruck auf meinem Trikot, Freiraum Bayreuth mit Bine Wolf, bei der das Yoga davor und danach so viel geholfen hat, Ulli Lex vom MedCenter Bayreuth und Tobi vom Therapieloft, die mein Knie auf Vordermann gebracht haben, Trainer Matthias für die Telefonate, Planung und mentale Unterstützung, meinen Kollegen Christine, Daniela (Danke für jeden Tee am Morgen), Florian und Daniel, Norbert Römer, einen der tollsten Direktoren, die man sich vorstellen kann (Danke für alle Bemühungen!), Frau Guthmann von der städtischen Wirtschaftsschule, die mir am Donnerstag sehr geholfen hat und natürlich allen Sportkollegen, Holger und Andi vom Reha Team Bayreuth und natürlich der MaliCrew, mein Verein mit so vielen lieben Menschen, die ich sehr ins Herz geschlossen habe! Danke!

Ich hoffe ich habe niemanden vergessen.

Sicher ist auf jeden Fall, dass ich jetzt alle Energie auf die Vorbereitung für Südafrika setze… Denn nach der WM ist vor der WM 🙂